2004 BADENER ZEITUNG 2004 Wird Bad Vöslau Schauplatz eines Dr. Moreno-Revivals? Möglicherweise mit Kongress und Museum
In Bad Vöslau wurde schon vor vielen Jahren an die Einrichtung eines Museums für Dr. Jacob Levy Moreno, der in Bad Vöslau die Soziometrie, die Gruppen-Psychotherapie und das Psychodrama entwickelte, gedacht. Die Idee ist wieder eingeschlafen und wurde nun von der Federation of European Psychodrama Training Organisations aufgegriffen, die Ende April 2005 einen internationalen Kongress in Österreich, möglicherweise sogar in Bad Vöslau, abhalten will.
Ass. Prof. Dr. Michael Wieser von der Universität Klagenfurt (Institut für Psychologie), einer der Organisatoren dieses Kongresses: "Ja, wir denken an Bad Vöslau, haben schon im Hotel Stefanie angefragt und könnten die benötigte Bettenkapazität erhalten. Als Schauplatz für den Kongress denken wir an den Kursalon. Außerdem würden wir gerne im Haus Maital 4, in dem Moreno wohnte und ordinierte, ein Moreno-Museum einrichten und haben schon erste Kontakte zum Eigentümer, der Vöslauer Heilquelle, geknüpft - ebenso wie zur Stadtgemeinde und zu Dr. Silke Ebster, der Leiterin des Stadtmuseums. In Vöslau gibt es auch Überlegungen, eine Straße nach Moreno zu benennen." Bgm. DI Christoph Prinz: "Ich könnte mir schon vorstellen, dass die Gemeinde ein derartiges Museum verwaltet und auch die Besichtigungen organisiert. Wir sind grundsätzlich interessiert." Dr. Moreno war von 1918 bis 1925 Gemeindearzt und Werksarzt der Kammgarnfabrik in Bad Vöslau, stammte aus Bukarest und wurde eigenen Angaben zufolge 1892 auf einem Schwarzmeerdampfer in einer Sturmnacht geboren. 1925 wanderte er in die USA aus. Seine Erkenntnisse und Therapien werden heute weltweit an Universitäten gelehrt. Außerdem gibt es mehrere Moreno-Gesellschaften. Moreno war nicht nur Arzt in Bad Vöslau, er fuhr wöchentlich zwei bis drei Mal nach Wien, organisierte im Haus Maysedergasse 2, hinter der Oper, Stegreif-Theaterspiele und verkehrte im Café Central mit Literaten, so auch mit Peter Altenberg. Bei seinem Stegreiftheater wirkten Laien- und Berufsschauspieler mit, darunter auch der spätere Hollywood-Star Peter Lorre. Beruflich wurde bei ihm Innovation offenbar groß geschrieben, denn in seiner Praxis befanden sich schon ein Röntgenapparat und eine "künstliche" Höhensonne. Am Haus, in dem er wohnte und ordinierte, befindet sich rechts neben dem Eingang eine Gedenktafel, die vor rund 35 Jahren, als Moreno kurz Bad Vöslau besuchte, enthüllt wurde. Sein Röntgenapparat und sein Original-Praxisschild lagerten lange auf einem Dachboden und wurden vor zwei Jahren vom Stadtmuseum übernommen. ...
Peter Selb, aus: Badener Zeitung 4.März 2004